Gärtnern für die Artenvielfalt

Veröffentlichungsdatum19.04.2024Lesedauer3 MinutenKategorienNatur & Umwelt
Artenvielfalt

Naturnahe Gartengestaltung

In den letzten drei Jahrzehnten sind aus den europäischen Landschaften mehr als die Hälfte der Vögel, und zwei Drittel der Insekten verschwunden.

Die Fläche der österreichischen Privatgärten entspricht in etwa der unseres größten Nationalparks Hohe Tauern mit etwas mehr als 1800 km². Es stünde hier ein großes Potential zur Verfügung, der Natur Entwicklungsmöglichkeiten einzuräumen. Diese Flächen sind über das ganze Staatsgebiet verteilt und könnten den Pflanzen, Pilzen und Tieren Zufluchtsräume, Trittsteine, bieten um ihnen das Überleben zu erleichtern. 

Naturnahe Gärten weisen Naturelemente aus der Region, sowie eingeschränkte Kulturmaßnahmen auf.

 Zu den Naturelementen zählen gemischte Hecken aus hauptsächlich einheimischen Sträuchern, Trockenmauern oder Steinhaufen, Wasserstellen, Totholz und Asthaufen, einheimische Stauden, ein Stück Wiese. Vieles davon lässt sich auch in kleinen Gärten verwirklichen und mit unseren eigenen Bedürfnissen den Garten zu nutzen, in Einklang bringen.

Um unseren Garten für Kleinsäuger, Vögel und Insekten attraktiv zu gestalten, können wir besonders beliebte Futterpflanzen für sie auswählen, Nisthilfen einrichten, Tränken und Futterhäuschen unterbringen, ungestörte schattige Verstecke anbieten. Viele Arten findet man an „Säumen“, Grenzsituationen wie Ufer, Waldränder, Dachvorsprünge, Wegränder, Lichtungen. 

Ohrwürmer, Schwebfliegen, Heuschrecken und Ameisen, Salamander, Eidechsen, Igel und Vögel haben gänzlich andere Vorstellungen von Ordnung und Sauberkeit als wir. Die Mitbewohner wollen Wildpflanzen, Rückzugsorte, Lebens- und Wohnraum, stabile, ruhige Verhältnisse, die die Entwicklung ihrer Kindheits- und Jugendphasen erlauben. Sie wollen sich verstecken, sie müssen sich ernähren, sie brauchen Orte zum Überwintern.

 Um Kulturmaßnahmen einzuschränken verzichten wir auf die Verwendung von Pestiziden und Torf, wir versiegeln nicht, wir mähen selten und hoch und mit dem Roboter nicht in der Nacht, befahren Boden nicht mit schwerem Gerät und wir putzen nicht mehr so akkurat.

Das muss man aber aushalten! Bald sieht unser Garten ungepflegt aus, man unterstellt uns Nachlässigkeit. der Nachbar rümpft die Nase, wir unterliegen beim Sauberkeitswettbewerb. Aber wie entsteht eigentlich der Gusto für unseren Garten? Wer ersinnt die Vorbilder, nach denen wir uns richten? Es sind die Gartencenter und Baumärkte, die Gartenhefte und Lifemagazine, die mit bunten Katalogen und bebilderten Reportagen Maßstäbe setzen, und uns zu immer weiteren Pflegemaßnahmen verleiten. Diese erfordern die Anschaffung prächtiger Neuzüchtungen verschiedener Modepflanzen, die Verwendung von Rasenrobotern, Kantenschneidern, Laubsaugern, Motorsensen, Ritzenkratzern und Wipfelzwickern.

 

Wir betreiben den Alpengarten auch nicht als „Ökoheilige“ und treiben erheblichen Aufwand um dort alles „natürlich“ aussehen zu lassen. Wir verwenden Schneckenkorn in der Anzucht und an empfindlichen Pflanzen, erhalten eine Rasenfläche, putzen Wege, Rasen und Polsterstauden, verwenden sehr viele „exotische“ Pflanzen, doch wir können beobachten, dass die heimischen Tierchen unsere geputzten Steinanlagen samt den ausländischen Pflanzen sehr wohl zu schätzen wissen, die Amseln Würmer aus der Rasenfläche ziehen und begeistert den japanischen Zierapfelbaum beernten. Alles im Alpengarten wurde künstlich errichtet, wird aber gern von vielen Lebewesen als Lebensraum und Buffet genutzt. Es lassen sich also Ordnung und Lebensfreundlichkeit durchaus in Einklang bringen.

Jeder Gartenbesitzer soll seine Fläche nach seinem Gutdünken bewirtschaften und darf dort seine Ideen verwirklichen, Nachbarn und Medien kann man dabei getrost ignorieren!

Weitere Anregungen findet man im Netz z.B. bei: www.nabu.dewww.naturimgarten.at, www.loewenzahn.at und besonders lustig bei Eingabe von „Gärten des Grauens“.

                                                                                         

Quelle: https:// /magazin/naturgarten-anlegen/