Mittelschule & Polytechnische Schule Bad Aussee

Mitteschule Bad Aussee

Schulchronik

Über die ersten Anfänge des Schulwesens in Bad Aussee gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen. Die erste urkundliche Erwähnung eines „Schulmeisters“ in Aussee stammt aus einer Stiftungsurkunde für die St. Leonhardskirche aus dem Jahr 1408. Das Patronat des Schulwesens stand lange Zeit der Kirche zu, und daher nahm neben Lesen, Schreiben, Rechnen, Geschichte, Latein und Zeichnen der Religionsunterricht den breitesten Raum ein. Mit der Dienstzeit von Hans Dreyz beginnt die amtliche Schulchronik. Aus ihr geht hervor, dass die Schule ursprünglich im ehemaligen Mesnerhaus (heute Kirchengasse Nr. 29), einem ebenerdigen Bauwerk mit zwei Stuben, untergebracht war. Auch für die Ausseer Schule begann 1774 unter Maria Theresia mit der „Allgemeinen Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen k. k. Erbländern“ ein neuer Abschnitt. Die räumliche Situation für 325 Kinder war aufgrund des sehr schlechten Zustands des Schulgebäudes nicht mehr zumutbar, und so wurden 1792 im Kaplanhaus (heute Kirchengasse 166) Räumlichkeiten für den Schulbetrieb geschaffen. Zudem wurden in den Umlandgemeinden Grundlsee, Reitern und Straßen die Kinder in einer „Gäuschule“ von einem Wanderlehrer in Privathäusern unterrichtet. Im Jahr 1835 erhielt die Schule in Aussee eine dritte Klasse und zählte 306 Werktags- und 110 Sonntagsschülerinnen und -schüler. Altaussee erhielt bereits 1750 ein eigenes Schulgebäude mit Schulmeister. Erst 1858 erhielt Grundlsee eine eigene Schule, und die Gäuschulen Straßen und Reitern wurden 1860 bzw. 1868 aufgelassen und die Kinder in Aussee eingeschult. Im Jahr 1869 zählte die Marktschule Aussee 406 Kinder in drei Klassen. Die rapid entstehenden zusätzlichen Klassen wurden in der sogenannten „Stuckhütte“ untergebracht. Dennoch wurde die Raumnot rasch immer unerträglicher und bereits 1874 forderte der Landesschulrat einen umfassenden Schulneubau. 1880 wurde der Grundstein zum ersten wirklichen Schulhaus gelegt, und bereits im selben Jahr wurde die „Kaiser-Franz-Josef-Volksschule“ feierlich eröffnet. Die Trennung in eine vierklassige Knabenschule und in eine vierklassige Mädchenschule erfolgte 1885. Im Jahr 1900 wurde der erste zugehörige Turnsaal errichtet, und 1907 wurde das neue Mädchenschulhaus eröffnet. Daher konnten beide Schulen auf sechs Klassen erweitert werden. Während des 1. Weltkriegs wurden einige Räumlichkeiten der Schule zur militärischen Nutzung beansprucht. 1919 wird der ungeteilte Vormittagsunterricht eingeführt und im gleichen Jahr wird im Gewerbeschulhaus Markt 253 auch die 1. Klasse der neuen Bürgerschule für Knaben eröffnet. Diese wird ab dem Jahr 1927 als „Knabenhauptschule“ geführt. Die „Mädchenhauptschule“ wird 1939 gegründet und im Gebäude der Mädchenvolksschule untergebracht. Im Schuljahr 1944/45 steigt die Zahl der Kinder in den Klassen wegen der vielen Flüchtlingskinder deutlich an. Ab April 1945 werden beide Schulgebäude als Lazarett beansprucht und erst im Dezember 1945 wird der Schulbetrieb wieder aufgenommen.  Am 1. Juli 1948 wird das Ausseerland nach zehn Jahren wieder der Steiermark angegliedert und fällt erneut in die Zuständigkeit des LSR für Steiermark. Im Jahr 1950 besuchen bereits 150 Schülerinnen die Mädchenhauptschule Bad Aussee und 191 Schüler die Knabenhauptschule Bad Aussee. Im Schuljahr 1960/61 besuchen in 7 Klassen 195 Schüler die Knabenhauptschule und insgesamt 210 Schülerinnen in 7 Klassen die Mädchenhauptschule. Der Gebäudezustand, vor allem in der Knabenhauptschule, verschlechtert sich laufend und macht rasches Handeln notwendig. Nach dem Konkurs der 1952 gegründeten „Dr. Höttl Privatschule“ erwirbt im Schuljahr 1963/64 die Gemeinde Bad Aussee die beiden Schulhäuser im Ortsteil Praunfalk. 1964 fällt der Gemeinderatsbeschluss, die Unterstufe der privaten Mittelschule aufzulösen und ein pädagogisches Realgymnasium zu gründen. Zudem wird beschlossen die Knabenhauptschule nach Praunfalk zu verlegen. Mit dem Umzug der Knabenhauptschule verbessert sich auch das Raumangebot für die Mädchenhauptschule wesentlich. 

Im Schuljahr 1966/67 wurde an der Knabenhauptschule auch ein Polytechnischer Lehrgang installiert. Am 25.10.1969 wird der neue Turnsaal feierlich eröffnet. Im Schuljahr 1970/71 besuchen in 9 Klassen 285 Schülerinnen und Schüler die Knabenhauptschule und den angeschlossenen Polytechnischen Lehrgang und insgesamt 205 Schülerinnen in 8 Klassen die Mädchenhauptschule. In den 70er Jahren erreichen die beiden Hauptschulen mit insgesamt fast 500 Kindern den höchsten Stand an Schülerinnen und Schülern. Hinsichtlich des Gebäudezustandes und Raumangebots besteht bei der Mädchenhauptschule immer größerer Handlungsbedarf. Daher wird von der Gemeinde Bad Aussee der Neubau der Mädchenhauptschule in Anbindung an die Knabenhauptschule in Praunfalk beschlossen. Nach kurzer Bauzeit wird am 25.10.1980 die neue „Hans-Gielge-Hauptschule“ (HS1) feierlich eröffnet. Die ehemalige Knabenhauptschule erhält den Namen „Otto-Körber-Hauptschule“ (HS2) und beide Ausseer Hauptschulen werden ab dem Schuljahr 1980/81 koedukativ geführt. Fortan werden auch die Physikräume, der Zeichensaal, die Schulküche, die Werkräume und der Festsaal gemeinsam genützt. Das großzügige Raumangebot im Gebäudekomplex reichte bis 2023 für den Schulbetrieb aus und ermöglichte auch die Einrichtung von drei EDV-Räumen, einer Schulbibliothek und die Unterbringung der Nachmittagsbetreuung im Rahmen der GTS Bad Aussee. Ab dem Jahr 2000 werden im Gebäudekomplex bei den jährlichen sicherheitstechnischen Überprüfungen der zuständigen Behörden immer mehr gravierende Sicherheitsmängel festgestellt und die Schulerhaltergemeinden Bad Aussee, Altaussee und Grundlsee kommen immer mehr unter Zugzwang. Mit Beginn des Schuljahr 2013/14 werden zeitgleich mit der Einführung der Neuen Mittelschule die beiden Ausseer Hauptschulen zur Neuen Mittelschule Bad Aussee zusammengelegt und unter eine Leitung gestellt. Die Mängelliste für den Gebäudekomplex der Neuen Mittelschule wird immer länger und der bautechnische Handlungsbedarf wird immer größer. Dabei fallen sicherheitstechnische und funktionelle Mängel bei den behördlichen Überprüfungen besonders ins Gewicht. Seit dem „Auslaufen“ der HAK Bad Aussee im Bundesschulzentrum Bad Aussee im Juli 2015 stehen dort zahlreiche Räumlichkeiten leer, und einige Verantwortliche im Schulbereich und in der lokalen Politik treten für eine Verlagerung der Neuen Mittelschule in das Bundesschulzentrum ein. Es folgen intensive fachliche und politische Diskussionen über die Vor- und Nachteile eines Neubaus bzw. einer umfassenden Sanierung am bestehenden Standort und einer Unterbringung im Bundesschulzentrum Bad Aussee. Um dazu eine objektive Entscheidungsgrundlage zu finden, wird in Zusammenarbeit mit dem Land Steiermark eine Variantenuntersuchung mit Wirtschaftlichkeitsgegenüberstellung in Auftrag gegeben. Das Ergebnis ist eine klare Empfehlung: „Aus wirtschaftlichen, funktionellen Gründen, sowie der Nachhaltigkeit in puncto Eigentumsverhältnisse und Erweiterbarkeit, weiters der Möglichkeit zur Miterrichtung der Musikschule wird empfohlen, den Standort NMS/ Plaisirgasse weiter zu projektieren.“ Basierend darauf erfolgt nach den Finanzierungsverhandlungen mit den betroffenen Schulsprengelgemeinden und dem Land Steiermark der Grundsatzbeschluss für die Generalsanierung bzw. den Neubau der Neuen Mittelschule mit angeschlossener Polytechnischer Schule und der Musikschule Bad Aussee. Nach Vergabe der Planungsarbeiten und nach den Ausschreibungen erfolgen 2021/22 die Beauftragungen der einzelnen bauausführenden Firmen. Am 23. Juni 2022 erfolgt der Spatenstich zum Neubau und noch im Juni 2022 wird mit den Bauarbeiten beim ersten Bauabschnitt, der Errichtung des neuen Turnsaales, begonnen. Dieser wird, exakt dem Bauzeitplan entsprechend, nach der behördlichen Abnahme und Erteilung der Benützungsbewilligung am 23. Dezember 2022 eingeweiht. Am 30. Juni 2023 erfolgt in einer beispielhaften Zusammenarbeit von Feuerwehren, von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wirtschaftshöfe der Ausseerlandgemeinden und einem regionalen Transportunternehmen der Umzug ins „Übergangsquartier“ im Bundesschulzentrum bzw. in die neu errichteten Containerklassen. Unmittelbar danach wurde Anfang Juli mit den Abriss- und Umbauarbeiten begonnen.


SCHULCAMPUS Bad Aussee Baubericht | ROSA Architektur ZT GmbH

 "Ein Kind hat drei Lehrer: 

Der erste Lehrer sind die anderen Kinder. 

Der zweite Lehrer ist der Lehrer. 

Der dritte Lehrer ist der Raum."

 (schwedisches Sprichwort)

Eines, der für das gesamte Ausseerland wichtigsten Zukunftsprojekte, ist nach exakt 20 Jahren der Projektvorbereitung fertiggestellt. Seit den frühen 2000er Jahren waren die groben sicherheits- und brandschutztechnischen Mängel des Gebäudekomplexes aus den 1960er Jahren bekannt – nun kann mit Herbst 2024 mit dem Schulcampus auch das letzte Schul- und Bildungsgebäude Bad Aussees im baulich und pädagogisch modernsten Stand in Betrieb genommen werden. In den Jahren zuvor wurden auch sukzessive sämtliche Kindergärten, die Volksschule und die Musikschule generalsaniert. Das genannte schwedische Sprichwort zog sich durch den gesamten Planungs- und Bauprozess: Eine Schule soll als Ort gestaltet sein, wo Kinder und Jugendliche gerne lernen, gerne leben, und von dem Kinder lernen. Im Mittelpunkt jeder Planung steht der Mensch – daher wurde der architektonische Fokus nicht auf spektakuläre Aussenarchitektur gelegt, sondern auf Gebrauchstauglichkeit, optimale und funktionelle, nutzerfreundliche Grundrisslösungen, in denen sich jedermann gut orientieren kann, die man flexibel nutzen kann, die Identität stiften und hohe Aufenthaltsqualität aufweisen. Bereits 2004 erfolgten erste Bestandsaufnahmen und über die folgenden Jahre unterschiedlichste Projekt- und Standortentwicklungen. 2021 wurde unser Büro ROSA Architektur mit der konkreten Generalplanung und Bauleitung beauftragt und der Fokus auf die Generalsanierung des Standortes Plaisirgasse gelegt. Der Planungs- und Bauprozess ging Hand in Hand mit der Stadtgemeinde, dem Schul-Team, der Bildungsdirektion und den weiteren Projektbeteiligten. Beauftragt wurden für die Umsetzung überwiegend regionale Firmen. Das neue Schulgebäude umfasst moderne, schülerinnen- und schülerfreundliche und digital am neuesten Stand ausgestattete Klassenzimmer mit vorgelagerten freien Lernzonen, flexibel zu nutzenden Kleingruppenräumen und Rückzugs-, bzw. Kommunikationsbereichen für die Pause, hochqualitativ ausgestattete Fachräumlichkeiten (Naturwissenschaften, Werken), eine attraktive Bibliothek, einen Ganztagesbereich („Nachmi“) mit hoher Aufenthaltsqualität und eigener Küche sowie Gartenzugang, geräumige Garderoben, ein Schulbuffet, einen zeitgemäßen Turnsaal, funktionelle Arbeitsbereiche für Lehrerinnen und Lehrer, das Polytechnikum, und eine multifunktionale Aula. Die Innenraumgestaltung besticht durch viel Holz, großzügige Verglasungen, modernste Möblierungen und besonders gute Akustik und Hörsamkeit. Der Wohlfühlfaktor durch die zeitgemäßen Raumkonzepte ist sofort spürbar, wenn man den Campus betritt. Herzstück ist der neu angelegte Schulhof mit vorgelagertem Sportbereich, der künftig auch vermehrt Unterricht im Freien ermöglicht. Um die Fläche hierfür freizulegen wurde der abbruchreife alte Turnsaal geschliffen und der Neue weiter Richtung Norden versetzt. Der neue Schulcampus wurde insbesondere auch gebäudetechnisch auf Stand gebracht – die Gebäudehülle wurde thermisch saniert, Brandschutz und Sicherheitsnormen eingehalten, die gesamte Haustechnik erneuert und eine Photovoltaikanlage vorgerichtet. Besonderes Augenmerk wurde auf Nachhaltigkeit gelegt: Ein öffentliches Gebäude, wie eine Schule, hat stets auch Vorbildwirkung. Die Erschaffung eines nachhaltigen Leitprojektes daher wesentlich. Das Gebäude weist Niedrigenergiestandard auf, zur Energieversorgung wurde die örtliche Nahwärme gewählt, modernste Haustechnik eingebaut, die gesamte Beleuchtung auf LED umgestellt. Das gesamte Objekt wurde barrierefrei ausgebildet, und nicht zuletzt wurden beinah ausschließlich regionale ausführende Firmen und ebensolche Rohstoffe ausgewählt! Es wurde ein Bestandsgebäude saniert (statt Neubau), versiegelte Flächen wurden großzügig rückgebaut, die laufenden Betriebskosten wurden minimiert, ein Großteil der Umsetzung erfolgte in Holzbauweise. Um weitere Ausbaumöglichkeiten für die Zukunft zu schaffen, wurde die große Fläche über dem neuen Turnsaal als Flachdach ausgeführt und statisch derart ausgelegt, dass eine Aufstockung möglich wäre. So ist das Schulgebäude wieder zukunftsfit – für die kommenden Jahrzehnte und viele Generationen an Schülerinnen und Schülern!  

Einige spannende Kennzahlen: Unter anderem wurden

·       175 neue Fenster eingesetzt,

·       3.600 m² neuer Boden verlegt,

·       1.660 m² Dach neu eingedeckt und 7.100 Schneehaken versetzt,

·       11.200 m² Flächen gemalt,

·       rund 1.650 m² ehemals versiegelte Fläche renaturiert

·       und 400 m² Fläche Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 90 kWp installiert!

 Wir bedanken uns herzlich bei der Stadtgemeinde Bad Aussee in Vertretung von Bgm. Franz Frosch, Vzbgm.in und Leiterin der Bildungsregion RRin Waltraud Huber-Köberl für das große entgegengebrachte Vertrauen an uns als heimische Architekten, aber auch für deren Energie und den „Zug zum Tor“, in wenigen Jahren im Sinne der Jugend des Ausseerlandes sämtliche Bildungsstätten derart in Schuss gebracht zu haben, beim Team der Stadtgemeinde und Schulwart Andreas Werber für die gute Zusammenarbeit, beim Lehrpersonal unter Dir. Günther Köberl für den gemeinsamen, spannenden Planungsprozess und die Ideeneinbringung, sowie bei sämtlichen ausführenden Firmen, die letztlich all unsere Visionen in die Realität umgesetzt haben!

Eröffnung im Herbst 2024

MS

MS 











MS

MSMS

MS

MS

MS

Kontakt